Spitzentechnologie in der Bergrettung
Bergretter:innen müssen sich bei ihrer Arbeit vielen Herausforderungen stellen. Unwegsames Gelände, schwer zugängliche Unfallorte sowie extreme Wetterbedingungen stellen einige der Hürden dar. Rund um die Uhr im Einsatz, müssen sie zudem häufig mit besonders anspruchsvollen körperlichen Reaktionen verunfallter Personen, wie beispielsweise Unterkühlung, zurechtkommen und dabei schnelle Entscheidungen treffen – in manchen Fällen sogar ohne auf umfassende und qualitative Vitaldaten zurückgreifen zu können.
Um u.a. diesen Herausforderungen besser begegnen zu können, setzt die Bergrettung Oberösterreich seit Anfang des Jahres 2024 die Patientenmonitoringtechnologie von cosinuss° ein.
Patientenmonitor für die Hosentasche
Das mobile Patientenmonitoringsystem von cosinuss° funktioniert mit einem im Ohr tragbaren Sensor, dem c-med° alpha, und einer Applikation für mobile Endgeräte, der Health° App.
Der c-med° alpha ist ein 4,5 cm kleiner und 6,5 g leichter Multiparametersensor, den die Bergretter:innen in ihrer Hosentasche mitnehmen und in Kombination mit ihren Smartphones einsetzen können. Der c-med° alpha misst nicht nur die Sauerstoffsättigung, Pulsfrequenz und Körpertemperatur der Patient:innen, sondern liefert auch wichtige Zusatzinformationen wie den Perfusions- und Qualitätsindex. Dank des kontinuierlich sichtbaren Pulswellen-Signals in der cosinuss° Health App können die Bergretter:innen eine präzise Überwachung durchführen und gestörte Signale gut erkennen. Die Daten werden vom Sensor zur App mittels Bluetooth Low Energy (BLE) übertragen, sodass für die Überwachung keine Internetverbindung notwendig ist – etwas, das in entlegenen Gebieten besonders wichtig ist.
Abb. 1 und 2: Jede/r Bergretter:in wird mit zwei Sensoren in unterschiedlichen Größen ausgestattet, die in ihrer dünnen Box auch in der Hosentasche transportiert werden können.
Das Ohr als idealer Messort für Vitalparameter
Die Wahl des äußeren Gehörgangs als Ort für optische Messverfahren bietet interessante Aspekte gegenüber herkömmlichen Messorten. Die im äußeren Gehörgang erfasste Sauerstoffsättigung bietet aufgrund der Nähe zum Gehirn eventuell wertvolle Zusatzinformationen als beispielsweise die Messung der Sauerstoffsättigung am Finger. Zudem kann aufgrund der stetigen Durchblutung des Kopfes eine bessere Messbarkeit der optisch erfassten Vitalparameter vermutet werden. Auch für die Körpertemperatur bietet die Nähe des Messorts zum Gehirn in Kombination mit der kontinuierlichen Erfassung der Temperaturdaten dort relevante Vorteile. Insgesamt kann die Nähe zum Gehirn relevant für die Deutung der gemessenen Werte sein.
Abb. 3: Der c-med° alpha im Ohr der verunfallten Person positioniert (nachgestellte Szene). So kann der Gesundheitszustand von Patient:innen von der Unfallstelle über den Transport bis zum Krankenhaus lückenlos überwacht werden.
Ein weiterer Vorteil ist die dunkle Umgebung im Gehörgang: Störende Lichteinfälle, die die Messung des PPG-Sensors beeinträchtigen, werden hier auf ein Minimum reduziert.
Bereit für den Einsatz: Erprobte und gefragte Technologie
Die cosinuss° Technologie hat sich bereits in Studien und Pilotprojekten bewährt, neben der Fernüberwachung von Patient:innen insbesondere auch im Bereich der Berg- und Flugrettung. So wurde etwa in einer technischen Machbarkeitsstudie der Ludwig-Maximilians-Universität München zusammen mit der Bergwacht Bayern und dem Zentrum für Sicherheit und Ausbildung (Stiftung Bergwacht) in mehreren Untersuchungen gezeigt, dass der Einsatz der Im-Ohr Sensoren für das Monitoring von Vitaldaten alpin verunfallter Personen auch unter extremen Klimabedingungen und unter Einfluss von äußeren Faktoren während des Transports sowie im Helikopter zuverlässig möglich ist.
Seit Dezember 2023 setzt die Martin Flugrettung (Heli Austria GmbH) das cosinuss° Patientenmonitoringsystem in mehreren Ihrer Hubschrauber für die Versorgung von Patient:innen ein, nachdem es in realen Rettungsszenarien ausgiebig getestet und weiterentwickelt wurde. Mit der Bergrettung Oberösterreich hat cosinuss° nun einen weiteren wertvollen Kunden gewonnen, um das gemeinsame Ziel zu verfolgen, die Patientenversorgung weiter zu verbessern und noch effizienter Hilfe leisten zu können.
Abb. 4: Die Transportbox mit den zwei Sensoren lässt sich problemlos im Rettungsrucksack verstauen.
Über den Bergrettungsdienst Oberösterreich
Die Oberösterreichische Bergrettung führt rund um die Uhr jeden Tag im Jahr Rettungseinsätze im alpinen Gelände durch. In den 23 Ortsstellen sind mehr als 861 freiwillige Helfer:innen tätig, um möglichst schnell Hilfe vor Ort zu gewährleisten. Die Oberösterreichische Bergrettung ist als Landesorganisation Teil des Österreichischen Bergrettungsdienstes (ÖBRD). Die offiziell anerkannte Organisation widmet sich der Hilfeleistung in schwer zugänglichen, vor allem bergigen Regionen. Mit nationalen und internationalen Einsätzen zielt der ÖBRD darauf ab, menschliches Leid zu verhindern und die Gesundheit sowie das Leben von Menschen zu schützen. Als unabhängige und gemeinnützige Organisation bietet der ÖBRD freiwillige Unterstützung ohne Profitabsichten.
Mehr: www.bergrettung-ooe.at
Fotocredits: Gerrit Schweiger / cosinuss°