Ohr, Mund, unter der Achsel oder im Po – es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, bei Kindern Fieber zu messen. Im folgenden Artikel werden die verschiedenen Methoden mit ihren Vor- und Nachteilen vorgestellt. Welche Messmethode ist die beste, um das Fieber deines Kindes zu erfassen?
Die Temperatur deines Kindes zu messen sollte unkompliziert, sicher, akkurat und schnell sein. Denn natürlich will niemand sein krankes, schlafendes Kind zum Fieber messen wecken, aber die exakte Temperatur zu kennen ist bei einem fiebernden Kind natürlich wichtig.
Die Körpertemperatur unterscheidet sich von der Hauttemperatur. Das ist der Grund, weshalb die Temperatur in jenen Körperbereichen gemessen wird, die dem Inneren des Körpers näher liegen: Po, Gehörgang, Mund oder Achsel.
Es macht einen Unterschied, zu welcher Tageszeit gemessen wird. Normalerweise ist die Körpertemperatur morgens vor dem Aufstehen am niedrigsten. Über den Tag steigt sie an und variiert, je nach Aktivitätsniveau. Das Messergebnis kann dabei auch von äußeren Einflüssen verändert werden: Deshalb sollte die Temperatur des Kindes nicht direkt nach einem warmen Bad genommen werden oder wenn es sehr warm zugedeckt war.
Der Definition nach ist es ein Fieber, wenn:
die rektale Temperatur 37,5 – 38,3° C oder mehr beträgt
die orale Temperatur 37,7° C oder mehr beträgt
die unter der Achsel oder im Ohr gemessene Temperatur 37,2° C oder mehr beträgt
Welche Messmethoden gibt es?
Es gibt im Allgemeinen zwei verschiedene Möglichkeiten, die Körpertemperatur zu messen:
- Mit Kontaktthermometern: Ein Widerstandssensorelement steht in Kontakt mit der Haut und ändert seinen Widerstand in Abhängigkeit von der Temperatur. Ein Beispiel für Kontaktthermometer sind Digitalthermometer. Messstellen für Kontaktthermometer sind in der Regel:
– Po
– Mund
– in der Achsel - Infrarot-Thermometer oder IRED (Infrarot-Strahlungsdetektoren). Infrarot-Thermometer messen die von der Haut abgegebene Wärmestrahlung, ohne mit ihr in Berührung zu kommen. Orte, an denen heute IRED-Thermometer verwendet werden, sind:
Tympanische Membran (hohe Genauigkeit)
Stirn
Es gibt auch Quecksilberthermometer, die jedoch sehr giftig sind. Sie waren in der Vergangenheit üblich, sollten aber aufgrund besserer ungiftiger Alternativen nicht mehr verwendet werden. Alle oben beschriebenen Thermometer bieten eine mehr oder weniger genaue einmalige Messung. Noch besser ist es jedoch, ein Thermometer zu verwenden, das kontinuierlich die Temperatur misst und so eine vollständige Temperaturkurve erstellen kann, um anzuzeigen, wie sich das Fieber des Kindes entwickelt.
Die taktile Temperatur
Meistens erkennen Eltern intuitiv, wenn etwas mit ihrem Kind „nicht stimmt“. Die Augen wirken müde, die Wangen gerötet und der Atem fühlt sich wärmer an als sonst… Die erste Reaktion der Eltern ist es üblicherweise, die Hand leicht auf die Stirn zu legen, um so zu erkennen, ob diese ungewöhnlich warm ist. Das Problem ist, dass es von der eigenen Temperatur abhängt, wie die Temperatur des Kindes empfunden wird. Das Kind fühlt sich wärmer an, wenn deine eigene Hand kälter ist.
Etwas besser funktioniert es, die Temperatur des Kindes mit den Lippen zu erfühlen. Da sich in den Lippen mehr Nerven befinden und die Haut dünner ist, kann ein Fieber so besser erspürt werden.
Besonders genau ist diese Methode natürlich auch nicht. Aber sie kann als erster grober Anhaltspunkt dienen. Wenn sich die Haut deines Kindes ungewöhnlich warm anfühlt, solltest du mit einem Fieberthermometer nachmessen, um die Temperatur exakt zu bestimmen.
Kontaktthermometer
Kontaktthermometer funktionieren mit einer elektronischen Temperaturmesstechnik. Der gemessene Wert kann an einem LCD-Display abgelesen werden. Mit einem Kontaktthermometer sind schnelle Messungen möglich, sie sind einfach zu benutzen und können günstig erworben werden. Geeignet sind sie für Messungen im Po, Mund und unter der Achsel. Eine Variante des Kontaktthermometers ist das Schnullerthermometer.
Rektale Messung
Die meisten Ärzte empfehlen die rektale Messmethode, um einen exakten Temperaturwert zu bestimmen, insbesondere wenn Ihr Kind ein Baby oder Kleinkind ist. Die rektal gemessene Temperatur wird üblicherweise als die genaueste erachtet und gilt traditionell als der Goldstandard der Temperaturmessung. Aber inzwischen gibt es immer mehr Studien, die auf Schwächen dieser Methode hinweisen.
Im Vergleich zur Kernkörpertemperatur verändert sich die rektale Temperatur langsam. D.h., die rektal gemessene Temperatur bleibt erhöht, auch nachdem die Kerntemperatur bereits wieder gesunken ist und umgekehrt. Außerdem hängt der gemessene Wert auch von der Tiefe der Messung und der lokalen Durchblutung ab.
Darüber hinaus gibt es gesundheitliche Bedenken: Es sind Fälle bekannt, in denen es zu einer Perforierung des Rektums kam. Ein weiteres Problem ist, dass es unbedingt notwendig ist, auf eine korrekte Desinfizierung zu achten. Ansonsten kann es passieren, dass im Enddarm befindliche Krankheitserreger verbreitet werden.
Viele Eltern wollen die Temperatur ihrer Kinder nicht rektal messen. Und viele Kinder, insbesondere ältere, lassen dies auch nicht zu.
Außerdem ist es die umständlichste Methode, Fieber zu messen. Das Kind muss ausgezogen werden, was gerade nachts nicht unbedingt unkompliziert ist und vor allem ist dies äußerst störend für das Kind, gerade, wenn das Fieber im Anstieg ist, weil dies mit starkem Frieren und dem Bedürfnis nach Ruhe einhergeht.
Trotz aller praktischen Nachteile, ist die rektale Messung aber eine der genauesten und verlässlichsten Messmethoden.
Orale Messung
Eine, bei korrekter Anwendung ebenfalls sehr genaue Methode, ist die Messung unter der Zunge (sublingual). Der gemessene Wert liegt dabei ca 0,3 Grad unter dem rektalen Wert.
Das Problem dieser Methode liegt darin, dass sie sehr fehleranfällig ist: Die Voraussetzung der oralen Messung ist, dass der Mund für ein paar Minuten geschlossen bleibt und die Zunge nach unten gedrückt wird. Kinder unter 5 oder 6 Jahren beherrschen dies nicht zuverlässig, sie neigen dazu, auf das Thermometer zu beißen. Die orale Methode ist deshalb nicht für jüngere Kinder geeignet. Außerdem muss beim Messen durch die Nase geatmet werden – und das ist bei einem Schnupfen natürlich schwierig.
Das Kind sollte für mindestens 10 Minuten vor der Messung nichts gegessen oder getrunken haben, weil dies das Messergebnis verfälscht.
Grundsätzlich gilt, dass diese Methode für ältere Kinder ganz gut geeignet ist. Die Messgenauigkeit steigt mit dem Alter des Kindes. Die Genauigkeit der oralen Messung liegt zwischen der unter dem Arm und der rektal durchgeführten Messung.
Die meisten älteren Kinder akzeptieren die orale Methode gut, denn es ist kein großer Eingriff.
Messung in der Achsel
Der größte Vorteil der Messung unter in Achsel ist, dass dort sehr unkompliziert gemessen werden kann und die meisten Kinder dies problemlos tolerieren. Aber auch hier ist es so, dass kleine Kinder nicht in der Lage sind, die Achsel zuverlässig so zu verschließen, wie es für ein aussagekräftiges Messergebnis notwendig wäre. Das Thermometer muss direkt über der Arteria axillaris aufliegen.
Verglichen mit der oralen oder rektalen Messung, ist dies die ungenaueste. Die Messung ist stark von den umgebenden Bedingungen beeinflusst. Zum Messergebnis müssen ca 0,5° C hinzuaddiert werden.
Obwohl diese Methode nicht so verlässlich und aussagekräftig ist, wird sie dennoch bei korrekter Anwendung als ausreichend angesehen.
Schnullerthermometer
Schnllerthermometer basieren auf einer guten Idee: Viele Kleinkinder sträuben sich gegen das Fiebermessen, insbesondere gegen die rektale Methode. Deshalb scheint ein Schnuller mit integriertem Temperatursensor eine tolle Lösung für kleine Kinder zu sein. Doch so naheliegend es zu sein scheint – es funktioniert nicht. Der Grund dafür ist, dass Schnullerthermometer nur im vorderen Mundbereich messen können, der aber für genaue Messungen ungeeignet ist, da die Temperatur dort einige Zehntelgrade kälter sein kann als direkt unter der Zunge gemessen. Das heißt, der erhobene Wert sagt nicht viel aus. Außerdem gibt es noch weitere Schwierigkeiten: Eine Messung dauert bis zu 5 Minuten. Aber Babys spucken ihren Schnuller gerne mal zwischendurch aus. Dazu kommt, dass Babys oft keinen anderen als ihren üblichen Schnuller annehmen und einige Babys akzeptieren überhaupt keinen Schnuller und somit auch das Thermometer nicht.
Infrarotthermometer
Ohr- und Stirnthermometer messen die abgegebene Infrarotstrahlung. Basierend auf diesem Wert wird die Körpertemperatur bestimmt. Die Messung dauert nur ein paar Sekunden, was für den kleinen Patienten natürlich angenehm ist. Insbesondere Ohrthermometer erfreuen sich zunehmender Beliebtheit unter Eltern.
Ohrthermometer
Ohrthermometer messen Wärmestrahlen, die vom Trommelfell und dem umgebenden Gewebe abgegeben werden. Daraus wird die Körpertemperatur bestimmt. Die Messung wird am Trommelfell durchgeführt, weil es gut erreichbar ist und mit denselben Blutgefäßen versorgt wird, die auch den Hypothalamus, das körpereigene Temperaturkontrollzentrum, durchfließen. Dies macht eine relativ genaue Temperaturmessung innerhalb weniger Sekunden möglich. Die Messergebnisse liegen dabei ca 0,5 Grad unter den rektal gemessenen Werten.
Diese Methode hat einige Vorteile. Weil es eine sehr schnelle Messung ist, muss das Kind nicht lange stillhalten und es muss auch nicht für jede Messung ausgezogen werden. Das kranke Kind wird somit kaum gestört. Üblicherweise wird die Messung im Ohr sehr gut von Kindern angenommen, die die rektale Messung verweigern.
Es gibt aber auch ein paar Nachtteile: Eine sehr genaue Handhabung und ein wenig Übung sind notwendig, um den Umgang mit dem Infrarotstrahl des Instruments zu beherrschen und Messfehler zu vermeiden. Die Geräte müssen nach Anleitung benutzt werden, ansonsten sind die gemessenen Werte nicht aussagekräftig.
Die gemessene Temperatur im Ohr kann durch verschiedene Umstände verfälscht werden, z.B., wenn gemessen wird, kurz nachdem der Patient auf dem Ohr lag oder wenn das Thermometer in einem ungünstigen Winkel in das Ohr gehalten wird. Bei sehr kleinen Kindern können außerdem die Gehörgänge zu eng für eine zuverlässige Messung sein.
Grundsätzlich funktionieren Ohrthermometer sehr gut, aber die Schwäche liegt an deren Alleinstellungsmerkmal: Die Messung ist zu kurz und deshalb nicht ausreichend verlässlich. Die größte Fehlerquelle sind die prinzipiell zu schnell vorgenommenen Messungen und Fehler, die dadurch verursacht werden, treten relativ häufig auf.
Stirn
Die vielleicht angenehmste Methode, die Temperatur zu messen, ist mithilfe des Stirnthermometers. Ein Infrarotsensor misst die Temperatur innerhalb von Sekunden. Es gibt verschiedene Modelle: Einfache Geräte, die man über die Stirn gleiten lassen muss oder fortschrittlichere Instrumente, die sogar kontaktlos messen können. Dies ist natürlich eine sehr hygienische Methode, die Höhe der Temperatur zu erfassen. Und es gibt noch weitere Vorteile: Es ist wohl die am wenigsten eingreifende Methode, denn Messungen in Körperöffnungen sind nicht notwendig und es geht am schnellsten. Deshalb akzeptieren Kinder diese Messmethode normalerweise sehr gut. Sogar Messungen im Schlaf sind möglich.
Doch der entscheidende Nachteil ist, dass Stirnthermometer sehr ungenau sind. Weil die Messung lediglich auf der Haut durchgeführt wird, kann sie die Körpertemperatur natürlich nicht erfassen. Außerdem gibt es sehr starke Schwankungen bei den Messergebnissen, verglichen mit anderen Messmethoden.
Und auch hier ist die Handhabung entscheidend, eine nicht ganz korrekte Anwendung führt zu falschen und damit unbrauchbaren Ergebnissen.
Die kontinuierliche Temperaturmessung: degree°
Der degree°-Ohr-Sensor ist eine innovative, neue Methode der Temperaturmessung, die die Vorteile des Kontaktthermometers mit der Infrarottechnologie verbindet. Der entscheidende Unterschied zwischen einfachen Ohrthermometern und degree° liegt darin, dass degree° im Ohr verbleibt, was sehr präzise Messungen möglich macht. Die Schwachstelle, die Ungenauigkeiten bei konventionellen Ohrthermometern bedingt, kann so behoben werden. Und weil degree° kontinuierliche Messungen vornimmt, können Eltern den Fieberverlauf ihres Kindes unmittelbar mitverfolgen. Dies macht es ihnen möglich, sofort angemessen auf das Fieber reagieren zu können. Mit dem Smartphone können die Eltern die Temperatur ihres Kindes immer im Blick behalten und sogar einen Alarm einrichten, wenn die Temperatur zu hoch steigt. Die Ladebox zeigt an, ob sich die Temperatur im normalen Bereich befindet, wenn nicht, leuchtet die Box rot auf. So sind Eltern immer genau informiert, wie es ihrem fiebernden Kind gerade geht. Und auch nachts ist das Kind gut überwacht. degree° ist angenehm zu tragen und stört das Kind nicht beim Schlafen.
Genauigkeit | Einfach in der Anwendung | Kontinuierlich | Komfort | Für Babys und Kleinkinder geeignet | |
degree° | +++ | ++ | ++ | ++ | ++ |
Po | + | – | – | – | ++ |
Mund | + | – | – | + | – |
Achsel | – | + | – | ++ | – |
Schnuller | – | ++ | – | ++ | ++ |
Pflaster | – | + | ++ | + | ++ |
Ohr | ++ | – | – | ++ | ++ |
Stirn | – | ++ | – | ++ | ++ |