Disziplin
Welcher Sportlertyp ist in welcher Disziplin besser aufgehoben?
Ausdauersportarten mit großen Wettkampfevents wie Marathon oder Triathlon erfreuen sich seit einigen Jahren zunehmender Beliebtheit. Gerade im Breitensport und Amateursport verzeichnen Vereine wie Veranstalter einen hohen Teilnehmerzuwachs.
Den ersten Marathon zu finishen, bedeutet einen Meilenstein im Leben von vielen ambitionierten Hobbyathleten.
Die Kombination aus den drei Sportarten Schwimmen, Radfahren und Laufen macht auch den vergleichsweise jungen Triathlon zunehmend populär. Ungefähr 81% der Ironman Teilnehmer haben in ihrem Leben schon einen Marathon absolviert.
Ausdauersportler
Die allgemeine Meinung in den letzten Jahrzenten besagt: Der Triathlet ist ein Läufertyp. Eine Persönliche Bestzeit in der Olympischen Distanz, sowie die persönliche Bestzeit im Marathon sind die besten Prädiktoren für eine Ironman race time (Rüst et.al., 2011).
Doch ist nun jeder Marathon-Läufer geeignet, auch ein guter Triathlet zu werden? Bzw. könnte jeder Triathlet eine gute Marathon-Zeit absolvieren? Was unterscheidet den Sportler der einzelnen Sportart vom Triathleten?
Anthropometrie
Vergleicht man die anthropometrischen Variablen wie z.B. Größe, Gewicht, Körperfettanteil zwischen verschiedenen Triathleten, sind diese Daten nur bedingt aussagekräftig für eine Vorhersage der Gesamtwettkampfzeit in einem Ironman. Der Körperfettanteil korrelierte allerdings mit den Wettkampfzeiten des running splits und des cycling splits.
Bei Marathon-Läufern hingegen korrelierten ein niedriger BMI, geringere Hautfaltendicke und schmalerer Gliedmaßenumfang mit besseren Laufzeiten.
Physiologie
Knechtle et al., 2011 in Anlehnung an O’Toole et.al., 1987 kommt zu der Aussage, dass die physiologische Leistungsfähigkeit des Triathleten dem des Radfahrers am nächsten kommt. Auch bei einer vergleichenden Herzuntersuchung unterschieden sich die myokardialen Anpassungserscheinungen von Radfahrern und Triathleten signifikant von dem eines Marathon-Läufers (J.Hoogsteen et.al., 2004).
Trainingsumfang
Im Schnitt trainierten die männlichen Ironman Triathleten 14,1 Stunden pro Woche ( ± 5,7h). Davon wurden durchschnittlich 7 Stunden fürs Radfahren, 2,5 h fürs Schwimmen und 4,7 Stunden fürs Laufen verwendet.
Marathonläufer hingegen trainierten im Mittel 5,1 h / Woche (±2,5h).
Im Spitzensport berichten z.B. Jan Frodeno und Faris al Sultan von 33-45h wöchentlichen Trainingsumfangs im Triathlon.
Ryan Hall berichtet als Profimarathonläufer von 2.645 Kilometer in zwölf Wochen in der Vorbereitungszeit. Das entspricht einem Umfang von 10-20 h / Woche, die aufs Laufen verwendet werden.
Im Langzeittriathlon nähert sich Trainingsumfang, die für Laufeinheiten absolviert werden also an. In der olympischen Distanz sieht das anders aus.
Vergleich
Vergleich der Laufzeiten und der Laufkinematik in Training und Wettkampf
Hier zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen dem Triathleten und dem Marathonläufer im Hobbybereich (die gemessenen Teilnehmer aus beiden Sportarten bei Knechtle et.al.,2011 beendeten ihre Wettkämpfe mit 39-45% Zeitunterschied zur Bestzeit, waren also ernstzunehmende Athleten). Die Triathleten wiesen im Training durchschnittlich etwas schnellere Lauftempi auf, als die Marathonläufer, konnten diese Zeiten jedoch nicht auf den Wettkampf übertragen.
Nach der hohen Vorbelastung durch Schwimmen und Radfahren, läuft der Triathlet im Wettkampf erheblich langsamer als der Marathonläufer. Betrachtet man die Laufkinematik wird die Bodenkontaktzeit länger und der Oberkörper bekommt eine stärkere Vorlage, resultierend aus der vorhergehen gebeugten Haltung auf dem Fahrrad.
Motivation
Du kannst alles erreichen, wenn du nur willst! Solche Motivationssprüche gibt es sehr zahlreich für den Sport. Realistisch? Dass auch ein bisschen Glück und Talent sowie körperliche Veranlagung dazugehören muss sich schlussendlich jeder Sportler irgendwann eingestehen.
Triathlon wie Marathon fordern im Training als auch im Wettkampf hoch ausgeprägte Willenszugkraft, Disziplin und eine hohe persönliche Hingabe, viel Zeit zu investieren. Was treibt die Sportler an?
Gemäß einer Studie vom Institut für Sportwissenschaft der Uni Regensburg gaben Triathleten und Marathonläufer ähnliche persönliche Beweggründe für das Ausführen Ihrer Sportart an.
Am höchsten auf der Skala dominierten „persönliche Zielerreichung“ und „Selbstwert“.
Unter Triathleten wurden außerdem die Motive Zusammensein und Wettkampf signifikant höher bewertet als bei den Marathon-Absolventen.
Die Persönlichkeitsstruktur erwies sich insgesamt als ähnlich bei Athleten aus den beiden verschiedenen Sportarten.
Der Unterschied
„Ich weiß, was die Weltelite macht, und dass mir allein fast die Hälfte an Kilometern fehlt. (…) Aber ansonsten unterscheidet sich es sonst glaube ich gar nicht so sehr.“, sagte Jan Frodeno (damals noch olympische Distanz) in einem frühen Interview 2010 auf die Frage was sein Lauftraining von dem eines Marathonläufers unterscheiden würde.
Die Technik macht den Unterschied. „Die Disziplinen entwickeln sich immer spezifischer. (…) Ich halte es auch nicht für realistisch, dass da irgendwann nochmal jemand den Spagat schafft“. In beiden Sportarten, werden die Zeiten immer besser, die Luft an der Spitze immer dünner.
Irgendwann spezialisiert man sich. Alles andere ist wohl tatsächlich nicht realistisch.
Fakt ist, dass der Triathlet in der Gestalt dem Läufer ähnelt durch einen sehr niedrigen Körperfettanteil, und einen niedrigen BMI und schmale Gliedmaßenumfänge. Im Schnitt waren die Triathleten der vorliegenden Messung etwas größer und schwerer als die reinen Läufer. Physiologisch kommt der Triathlet aber eher dem Radsportler nahe.
Die Belastung durch drei Sportarten im Triathlon erfordert ein zeitlich höheres Trainingspensum sowie eine hohe zeitliche Wettkampfbelastung – man ist nicht in 3 Sportarten Spezialist und wird meist auch, die einzelne Sportart betrachtet, dem Spezialisten unterlegen sein. Das resultiert schon aus den verschiedenen Trainingsinhalten.
Der Marathonläufer setzt sich methodisch, taktisch und mental mit einem Lauf auseinander und fokussiert sich komplett darauf.
Der Triathlet ist Spezialist in Wechsel und Kombination. Der Marathonläufer im Spezialist im Laufen.
Dementsprechend sollte auch das Training sportartspezifisch trainiert werden. Kombinationen aus Radfahren mit anschließendem Laufen zeigten sich hierbei sehr effektiv. Im Schwimmen dominiert die Technik Zeit und Ökonomie.
Der Läufer verwendet viel Zeit auf Technik und Tempoläufe, hat einen hohen Trainingsumfang disziplinspezifisch. Da die körperliche Belastung einseitig und dementsprechend für die beanspruchten Systeme höher ist kann er nicht in einem so hohen zeitlichen Umfang trainieren wie der Triathlet, der zwischen den Disziplinen wechselt.
Spiegel Interview 2016
Frage: „Marathon unter 2:10 Stunden möglich?“
Frodeno: Für dich? Nö! Für mich? Auch nö.
Was bin ich für ein Typ?
Grundsätzlich sollte man sich Gedanken darüber machen was einen am meisten Spaß bringt, wie viel Zeit man investieren kann und welche Ziele man erreichen will! Wesentlich für den Erfolg, egal ob im Triathlon oder Marathon, ist sicherlich auch die Absprache mit der Familie; denn hinter jedem erfolgreichen Sportler steht eine perfekte Organisation und ein zufriedenes Umfeld.
In diesem Sinne; Los geht´s!